Have any questions?
+44 1234 567 890
Was ist eigentlich Ergotherapie?
- Kinder und Jugendliche - in ihren jeweiligen Situationen, auch mit besonderen Bedürfnissen
- Junge Menschen - bei den Herausforderungen des Erwachsenwerdens
- Neurologisch Erkrankte - im Umgang mit Behinderung, Mobilität und Hirnleistungstraining
- Senioren und Hochbetagte - Therapie und Beratung auch im häuslichen Umfeld
- Hausbesuche -wir sind dabei unter anderem auf die Behandlung von Lähmungen (Paresen) spezialisiert
- Menschen in ambulanter psychiatrischer Behandlung - wir stehen stabilisierend zur Seite
Viele fragen: "Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Ergo- und Physiotherapie (Krankengymnastik)?"
Die Ergotherapie ist mit keinem der anderen anerkanntes Heilmittel vergleichbar. Sie kommt zum Einsatz kommt, um Menschen bei der Bewältigung individueller Einschränkungen zu unterstützen, und ist dabei extrem vielseitig. Auch die Anforderungen an Ergotherapie sind somit vielfältig. Dabei geht es stets darum, Alternativen zu "Krankheit" und "Einschränkungen" zu entwickeln (wir sprechen lieber von "Ressourcen" und "Förderpotentialen) und wir trainieren, wenn z.B. bestimmte Bewegungsabläufe oder geistige Leistungen nicht mehr gut möglich sind. Alltagsbewältigung und der Erhalt der höchstmöglichen Autonomie stehen im Mittelpunkt.
Ergotherapie behandelt Menschen mit angeborenen oder erworbenen Einschränkungen in jedem Lebensalter zum Zweck der Genesung, der Verbesserung oder der Kompensation für eine größtmögliche selbständige und selbstbestimmte Lebensführung.
Hintergrundinformationen
Früher übliches Synonym: Beschäftigungs- und Arbeitstherapeut/in
Benennung in englischer Sprache: Occupational therapist (m/f)
Terminus in französischer Sprache: Ergothérapeute (m/f)
Die oben genannten fremdsprachigen Berufsbegriffe dienen lediglich dem Vergleich und der Orientierung auf internationalen Arbeitsmärkten. Es handelt sich dabei um eine Übersetzung des deutschen Berufsausdrucks. Daher sind Inhalte und Abschlüsse nicht identisch oder miteinander vergleichbar.
Ergotherapie fördert den Wiedererwerb oder Erhalt der selbstständigen Handlungsfähigkeit. Durch ergotherapeutische Interventionen wird die Lebensqualität von Menschen jeden Alters, die durch eine Erkrankung und/ oder Behinderung in der Ausführung ihrer Alltagsaktivitäten beeinträchtigt sind, erhöht.
Das Wort „Ergo“ kommt vom griechischen „érgon“ und bedeutet „Werk, Tat, Aktivität“, sinnvolles Tun. Es weist bezeichnend auf den Schwerpunkt der Ergotherapie hin: Die eingeschränkten Handlungen, die der Betroffene selbst bzw. seine Bezugspersonen als für ihn in seinem Alltag bedeutend empfindet bzw. empfinden, wieder zu ermöglichen.
Ergotherapie gehört zu den von der gesetzlichen Krankenversicherung anerkannten Heilmitteln und wird aufgrund einer ärztlichen Diagnose und Verordnung initiiert.
Der Mensch wird unter ganzheitlichen Gesichtspunkten behandelt. Sowohl sein Umfeld als auch seine persönliche private wie berufliche Lebenssituation werden berücksichtigt. Ziel ist immer die größtmögliche Selbstständigkeit in den Aktivitäten des täglichen Lebens, die der bzw. dem zu Behandelnden wichtig sind. Dies kann z. B. bedeuten, sich wieder selbst ein Brot schmieren, Fahrrad fahren, ohne Hilfe einkaufen gehen, mit Freunden Eis essen, mit der Lebensgefährtin oder dem Lebensgefährten spazieren gehen, dem eigenen Hobby nachgehen, joggen oder selbstständig kochen zu können. Das Therapieziel wird individuell mit den Klient*innen und gegebenenfalls deren Bezugspersonen konkret nachvollziehbar festgelegt. Dadurch wird die Motivation der Teilnahme an der Therapie gefördert, was den Therapieerfolg positiv beeinflusst. Im Therapieprozess wird das Erreichen des Ziels überprüft und wenn notwendig angepasst.
Auch eine berufliche Wiedereingliederung oder Neuorientierung sowie ein Verbleib in der eigenen Häuslichkeit können bei der ergotherapeutischen Behandlung im Vordergrund stehen.
Eine große Bedeutung in der Therapie kann die Beratung der Angehörigen von Betroffenen haben. Schließlich prägen sie das soziale Umfeld entscheidend und spielen oft eine zentrale Rolle in der Umsetzung der Therapieziele in den Alltag. Ihre Anliegen und Bedürfnisse in Bezug auf die alltäglichen Betätigungen von Klient*innen können in den Therapieprozess mit einfließen. Außerdem soll ein verständnisvolles Miteinander im Umgang mit der oft neuen, herausfordernden Lebenssituation gefördert werden. Dabei spielen auch eine genaue Information über das Krankheitsbild des oder der Betroffenen sowie die Kontaktaufnahme zu anderen Menschen mit ähnlichen Schwierigkeiten wie z. B. bei einer Selbsthilfegruppe eine Rolle. Ziele werden gemeinsam mit allen Beteiligten herausgearbeitet, deren konkrete Umsetzung in den Alltag wird laufend reflektiert.
Die Arbeitsorte von Ergotherapeut*innen sind sehr vielfältig. So können sie beispielsweise in ambulanten Praxen, Reha-Einrichtungen, Kliniken, (Früh-)Förderzentren sowie Berufsfachschulen arbeiten.
Eine motorisch-funktionelle Behandlung dient der gezielten Therapie der Beeinträchtigungen der Aktivitäten und Teilhabe durch krankheits- oder unfallbedingte Schädigungen der die Bewegung betreffenden Funktionen bzw. Strukturen. Dabei kann das periphere Nervensystem betroffen sein. Thermotherapie kann die motorisch-funktionelle Behandlung unterstützen.
Beispiele für Krankheitsbilder:
nach Frakturen, z. B. Zustand nach (Z.n.) Radiusfraktur
- Arthrose
- Sehnenscheidenentzündung
- Rheumatische Arthritis
Praxisbeispiel: Ein Klient mit einer unfallbedingten Amputation des linken Zeigefingers möchte den Briefkontakt zu seiner Großtante wieder aufnehmen. In der Betätigungsanalyse zeigt sich, dass er Linkshänder ist und aufgrund dessen den Stift nicht mehr halten und schreiben kann. Gemeinsam werden Strategien zur Umsetzung des Ziels erarbeitet. Denkbar wäre z. B. eine Veränderung der Stifthaltung (z.B. ersetzt der Mittelfinger die Funktion des Zeigefingers beim Halte- und Schreibprozess) oder/ und eine Schreibhilfe als Hilfsmittel wird ausprobiert.
Eine sensomotorisch-perzeptive Behandlung dient der gezielten Therapie bei krankheits- oder unfallbedingten Schädigungen der Wahrnehmung oder des Zusammenspiels von Bewegung und Wahrnehmung, die Einschränkungen der Alltagsaktivitäten und ggf. der Teilhabe bedeuten.
Beispiele für Krankheitsbilder:
- M. Parkinson
- Z.n. Apoplex
- Multiple Sklerose
- Entwicklungsstörungen
Praxisbeispiel 1: Eine Klientin hat einen Schlaganfall/ Apoplex erlitten. Zu Hause angekommen, werden in der Ergotherapie ihre Therapieziele ermittelt. Es ist ihr wichtig morgens selbstständig ihr Frühstück einnehmen zu können. In einer Betätigungsanalyse fällt auf, dass die Klientin beim Kaffeetrinken mehrfach neben die Tasse greift, bevor sie diese fassen kann und diese dann statt zum Mund zur Nase führt. Neben wirksamen Kompensationsstrategien werden auch das Zusammenspiel räumlich objekt- und körperbezogener Wahrnehmung und damit einhergehende Bewegungen erarbeitet, damit die Klientin ihre für sie bedeutsame Betätigung wieder zu ihrer Zufriedenheit ausführen kann.
Praxisbeispiel 2: Ein Junge hat auf Grund einer umschriebenen Entwicklungsstörung motorische Schwierigkeiten. Er möchte gerne mit seinen Freunden zusammen mit dem Fahrrad zur Schule fahren können. In der Betätigungsanalyse stellt sich heraus: Der Junge verliert beim Aufsteigen auf das Fahrrad schnell das Gleichgewicht und hat Schwierigkeiten koordiniert alternierend in die Pedale zu treten. Schritt für Schritte werden die einzelnen Aktionen analysiert und Lösungsstrategien erarbeitet. Nach und nach gelingt dem Jungen die Umsetzung, bis er schließlich sein Ziel erreicht.
Beispiele für Krankheitsbilder:
- Autismus
- ADS/ ADHS
- Angststörung
- Borderline-Störung
Praxisbeispiel: Die Mutter eines Jungen mit frühkindlichem Autismus wünscht sich, dass er morgens ohne Widerstreben und Unruhe mit den anderen Kindern in den Schulbus steigt. Eine individuelle Betätigungsanalyse und anschließende Therapieeinheiten ergeben: Wenn der Junge auf dem Sitzplatz ganz vorne im Bus Platz nehmen darf, verhält er sich fast immer ruhig. Zusätzlich stellt sich heraus, dass er auf unerwartete Berührungen von anderen Schulkindern mit Unruhe und Abwehr reagiert. Mit Hilfe der Klassenlehrerin werden die Mitschüler darüber informiert und darum gebeten, auf die Empfindungen des Jungen Rücksicht zu nehmen.
Hirnleistungstraining/ neuropsychologisch orientierte Behandlung
Ein ergotherapeutisches Hirnleistungstraining dient der gezielten Therapie von Einschränkungen der Aktivitäten und ggf. der Teilhabe krankheits- oder unfallbedingter Einschränkungen der geistigen, kognitiven Funktionen.
Beispiele für Krankheitsbilder:
- depressive Störungen
- kognitive Einschränkungen z. B. durch
- Schlaganfall, Multiple Sklerose, Kopfverletzungen
Praxisbeispiel: Ein Klient nach einem Schädelhirntrauma beginnt eine Wiedereingliederung in seinem Beruf als Sekretär. In der Arbeit stößt er immer wieder an seine Grenzen und ihm unterlaufen Fehler. In der Ergotherapie wird bei der Betätigungsanalyse gemeinsam erhoben, dass er sich die mündlichen Anweisungen seines Chefs nur begrenzt merken kann. In der darauf folgenden Interventionsplanung werden auf seinen Wunsch hin die Merkfähigkeit zunächst in Bezug auf kurze, später auf längere Anweisungen trainiert. Parallel werden Kompensationsstrategien (z. B. Diktiergerät, das Anfertigen von Kurznotizen mit Hilfe von Schlagworten .) sowie die Kommunikation mit dem Chef über seine derzeitige Situation besprochen.
Alle Heilmittel sind sowohl als Einzel-, Gruppen- oder Parallelbehandlung möglich. Bei einer Einzeltherapie werden mit Hilfe einer direkten therapeutischen Intervention individuell und gezielt alltägliche Aktivitäten gefördert. In einer Parallelbehandlung werden unter bestimmten Voraussetzungen, wie z. B. Verordnung desselben Heilmittels, zwei Patient*innen von einem bzw. einer Therapeut*in gleichzeitig behandelt. Dies kann bei einem Ziel wie der Förderung der Konzentration oder der geteilten Aufmerksamkeit, z. B. bei den Hausaufgaben, hilfreich sein. Die Gruppentherapie (3-6 Personen) ist bei einer Zielsetzung in Bezug auf gruppendynamische und soziale Aspekte von alltäglichen Handlungen hilfreich
Die Ergotherapie zeichnet ein sehr vielseitiges Berufsbild in deren Mittelpunkt die individuellen Anliegen der kleinen und großen Klient:innen stehen.